Ulm(Angela Effenberger/Neu-Ulmer-Zeitung): Schüchtern sitzt das kleine Mädchen aus Afghanistan auf ihrem Stuhl. Immer wieder zupft sie ihr grünes Kopftuch zurecht und blickt neugierig in die Runde. Heute kann die Zehnjährige, die von allen Bibi genannt wird, wieder lächeln. Wegen einer schweren Knochenentzündung am Unterschenkel hätte sie fast ihr Bein verloren. Seit Februar wird das kleine Mädchen an der Uniklinik Ulm behandelt. Das "Friedensdorf International" hat die Zehnjährige nach Deutschland gebracht. Seit 41 Jahren hilft die Initiative Kindern aus Kriegs- und Krisengebieten.
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Seit 1998 arbeitet das Friedensdorf mit der Uniklinik Ulm zusammen, berichtet die hauptamtliche Mitarbeiterin des Friedensdorfs, Bärbel Franz. Etwa 13 Kinder wurden seitdem in der Uniklinik behandelt. "Nach Ulm kommen besonders schwere Fälle", sagt Franz. Wie Bibi. Vier Mal ist sie operiert worden, sagt ihr Arzt Dr. Jens Jöckel. "Wir wissen nicht, was mit ihr passiert ist", sagt der Mediziner. Die Kleine könnte auf eine Mine getreten oder durch einen Schuss verletzt worden sein. Bibi selbst kann sich nicht erinnern.
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Die kleine Bibi aus Afghanistan ist seit Februar im Uniklinikum Ulm behandelt worden. Im Bild (von links): Annika Schmid, Martin
Krick, Bärbel Franz, Dr. Jens Jöckel und Bibi.
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In ihrer Heimat konnten die Ärzte ihr nicht mehr helfen. Erst in Ulm wurde sie erfolgreich behandelt. Bibi ist auf dem Weg der Besserung. "Es sieht momentan sehr gut aus. Wir sind guten Mutes, dass wir ihr Bein erhalten können", sagt Jöckel. Wenn ihr Bein gut verheilt, kann die kleine Bibi schon im August zurück nach Afghanistan. Dann kann sie endlich ihre Eltern wieder in die Arme schließen.
Ihre Familie konnte nicht mitkommen nach Deutschland. Ganz allein und ohne ein Wort Deutsch zu sprechen, reiste Bibi nach Ulm. Doch einsam war sie in der Donaustadt nicht.
Der Freundeskreis Ulm des Friedensdorfs hat sich rührend um das Kind gekümmert. "Jeden Tag war jemand bei ihr", sagt Helge Herbert. Er ist einer der zehn ehrenamtlichen Helfer des Freundeskreises. Deutsch und Rechnen haben sie mit der kleinen Afghanin geübt. Aber auch Häkeln lernte Bibi während ihrer Zeit im Krankenhaus. Als es ihr besser ging, unternahm der Freundeskreis Ausflüge nach Ulm mit ihr. "Sie sollte auch die Stadt kennenlernen", sagt Herbert. Doch nun heißt es Abschied nehmen. Gestern hat Bibi die Ulmer Klinik verlassen. Für ein paar Wochen wird sie im Friedensdorf in Oberhausen im Ruhrgebiet leben. Danach fliegt sie zurück nach Afghanistan.
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