Also der Tag begann wie üblich um 6:00 Uhr mit klingelndem Wecker — der Blick aus dem Fenster sagte Nieselregen. Das morgendliche Einpacken meiner Utensilien ist ein Ritual. Zuhause wurden meine sauber beschrifteten Zipp-Gefrierbeutel mit dem jeweiligen Inhalt viel belächelt. Nun ist es so, dass Beutel und Inhalt nicht alleine zueinander finden — dass dauert eben und es ist wichtig nichts zu vergessen und alles am dafür festgelegten Ort zu verstauen. Kein Teil ist doppelt und alles extrem wichtig. Mehrfach wird kontrolliert, dann gefrühstückt und los geht's.
Die Faluner Tageszeitung bebilderte die Unwetter von gestern auf der Titelseite. Ich habe die Zeitung mit dem Handy aufgenommen, gesimst und hoffe dass Volker was damit anfangen kann.
Inzwischen war das Wetter wieder eine Katastrophe — habe mich aber trotzdem frohen Mutes auf den Weg gemacht. Das war heute die falsche Entscheidung, dafür hatten einige Gerätschaften ihren großen Auftritt. Zunächst mein Thermositzkissen, eigentlich zur Schonung der Radlerhose auf sonnigem Baumstumpf oder zur Vermeidung von Fettflecken auf Polstern gedacht, unter die Regenjacke auf die Brust geschoben, ohne das mir warm ums Herz wurde. Ansonsten hatte ich schon alles an was halbwegs trocken war. Die Strecke von Orsa nach Sveg geht ständig bergan und Sturm und Regen kamen stramm von vorne. Nach 35 km habe ich angehalten und eine Entscheidung getroffen. Genau in der Sekunde ruft Dirk Litfin an, ein erfahrener "Weitwanderer" und schon in ähnlichen Situationen. Also Tour heute abbrechen, Zelt aufbauen, Thermomatte und Schlafsack ausrollen, rein ins kleine Zelt und auf Hendrik und Gerald warten. Als ich alle nassen Klamotten ausgezogen hatte, war die kleine Hütte schon fast voll. Dann hinein in den Schlafsack und ich habe dann sogar drei Stunden geschlafen.
Zuvor habe ich noch eine gelbe Sicherheitsweste mit Tortouraufschrift am Straßenrand gut sichtbar befestigt, damit die Zwei mich finden und an der richtigen Stelle mitten in den Wald abbiegen können. Und so kam es dann auch: Gegen 15:00 Uhr kamen sie an. Wir haben dann entschieden, dass sie auch ihr Zelt aufbauen und nun sitzen wir hier mitten in der Pampa, haben eine heiße Suppe gekocht und warten auf besseres Wetter. Das positive des Tages: Per E-Mail gingen weitere Spenden ein.
Ein Tag Regen ok, zwei Tage Regen auch noch ok, drei Tage Regen — es nervt, vier Tage und 500 km Regen — es reicht!
Ab Samstag soll es besser werden. Wenn das stimmt hole ich die Zeit bestimmt wieder herein — ich hatte ja über 100 km Vorsprung und bin ab jetzt ohne Gepäck unterwegs.
Mal sehen was der Tag morgen bringt.
Ihr/Euer
Martin Krick